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Über das Tourette Syndrom und Tics

Tourette ist eine neurologische Erkrankung, die durch das Vorhandensein von Tics gekennzeichnet ist – wiederholte, unwillkürliche Bewegungen und/oder vokale Äußerungen.

Die Erfahrungen von Menschen mit Tourette-Syndrom variieren individuell. 

Wie sich Tourette äußert und sich für Betroffene anfühlen könnte:

  •     Unwillkürliche Tics: Tics sind das Hauptmerkmal von Tourette. Sie können sich als unwillkürliche Bewegungen, wie Augenzwinkern, Kopfnicken, Zucken der Schultern oder des Gesichts, oder als unwillkürliche Lautäußerungen, wie Räuspern, Schnaufen, Grunzen oder sogar unkontrollierte Worte, manifestieren. Betroffene erleben diese Tics als etwas, das schwer zu kontrollieren ist.

  •     Spannung und Drang: Viele Menschen mit Tourette berichten über das Gefühl von Spannung oder Drang, bevor ein Tic auftritt. Dies wird oft als ein Gefühl beschrieben, das mit einem zwanghaften Verlangen vergleichbar ist, dem der Betroffene nachgibt, wenn der Tic ausgeführt wird. Nach der Ausführung tritt meistens ein Gefühl der Erleichterung ein.

  •     Bewusstsein der Tics: Viele Menschen mit Tourette sind sich bewusst, wenn ein Tic auftritt. Dieses Bewusstsein kann zu Frustration oder Unbehagen führen, insbesondere wenn die Tics als störend empfunden werden. Für die Therapie ist dieses Bewusstsein allerdings wichtig und wird helfen mit Tics besser umzugehen.

  •     Soziale Auswirkungen: Die sozialen Auswirkungen von Tourette können belastend sein. Menschen mit Tourette können sich selbst möglicherweise stigmatisiert fühlen oder sich Sorgen darüber machen, wie andere auf ihre Tics reagieren werden. Dieses Bewusstsein kann zu Angst oder Stress führen.

  •     Variabilität der Symptome: Die Symptome von Tourette können im Laufe der Zeit variieren. Manchmal können Tics sich verstärken oder abschwächen, und neue Tics können auftreten. Dies kann die Erfahrung der Erkrankung dynamisch und herausfordernd machen.

 

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Menschen mit Tourette dieselben Erfahrungen machen und es gibt eine breite Variation in der Art und Schwere der Symptome. Einige Menschen mit Tourette empfinden ihre Tics als weniger störend, während andere mehr Schwierigkeiten dabei haben mit den Symptomen umzugehen. Die individuelle Wahrnehmung und das Empfinden hängen von den persönlichen Umständen, der Unterstützung im sozialen Umfeld und der emotionalen Verfassung ab. Ein respektvoller Umgang mit Menschen mit Tourette ist wichtig, um ihre individuellen Herausforderungen zu verstehen und ihnen zu ermöglichen, ein erfülltes Leben zu führen.

Therapie

Wie kann nun ich als Therapeutin helfen? 

In erster Linie möchte ich Ihnen einen Raum schaffen, in dem Sie sich sicher fühlen können. Sicher fühlen, so dass Sie über Ihre Gedanken und Gefühle frei sprechen können; ebenso über Dinge, die Sie freuen und Dinge, die Sie traurig oder wütend machen. Sie berichten mir über Ihre individuellen Anliegen bezüglich der Problematik und wir besprechen und erarbeiten so gemeinsam die Möglichkeiten zur konkreten Verbesserung und Erleichterung. 

Hier sind ein paar der wichtigsten Techniken und Aspekte der Verhaltenstherapie bei Tourette:

  •     Habit Reversal Training (HRT): Bei dieser Technik lernt der/die Patient_in, die Tic-Muster zu erkennen, das heißt -kurz gesagt- wo und wann sie besonders auftreten, und den Moment bewusst zu spüren, in dem der Tic kurz davor ist ausgeführt zu werden. Dann werden alternative, konkurrierende Reaktionen auszuführen erlernt, um die Tics zu kontrollieren. Hierbei geht es nicht einfach darum, Tics zu unterdrücken, sondern im weitesten Sinn dem Gehirn ein neues Verhalten beizubringen, durch das der/die Betroffene Kontrolle zurückerlangt und nicht mehr das Gefühl des Ausgeliefertseins empfindet.  

  •     Exposure and Response Prevention (ERP): Diese Technik wird oft bei Zwangsstörungen eingesetzt, kann aber auch bei Tics im Rahmen des Tourette-Syndroms nützlich sein. Sie beinhaltet die schrittweise Konfrontation mit den Auslösern der Tics und das Unterlassen der ticspezifischen Reaktionen. Ziel ist es, die Intensität und Häufigkeit der Tics zu reduzieren.

  •     Funktionale Analyse: Der/die Therapeut_in kann eine funktionale Analyse durchführen, um die spezifischen Auslöser oder Verstärker der Tics zu identifizieren. Dieses Verständnis hilft dabei, präzisere Interventionen zu entwickeln.

  •     Selbstbeobachtung und Tagebuchführung: Die Tics werden beobachtet und in einem Tagebuch dokumentiert. Dies trägt dazu bei, Muster zu erkennen, Auslöser zu identifizieren und den Fortschritt zu verfolgen.

  •     Entspannungstechniken: Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung oder Atemtechniken können helfen, Stress und Spannung zu reduzieren, was wiederum die Schwere der Tics beeinflussen kann.

  •     Eltern- oder Familienintervention: Insbesondere bei Kindern mit Tourette kann eine Einbeziehung der Eltern oder der Familie in die Therapie unterstützend sein. Gemeinsame Strategien können entwickelt werden, um den Umgang mit den Tics im Alltag zu verbessern.

 

Es ist wichtig zu beachten, dass die Verhaltenstherapie bei Tourette nicht darauf abzielt, die Tics vollständig zu eliminieren, sondern darauf, ihre Intensität und Häufigkeit zu reduzieren, die Lebensqualität zu verbessern und besser mit den Symptomen umgehen zu können. Die therapeutische Herangehensweise wird individuell angepasst, basierend auf den Bedürfnissen und Herausforderungen des Einzelnen.

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